Therapie mit dem Ziel, Menschen ein möglichst eigenständiges und uneingeschränktes Handeln zu ermöglichen

Ergotherapie kommt bei Kindern und Jugendlichen angefangen vom Säuglingsalter zum Einsatz, wenn sie in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind und damit eine Beeinträchtigung der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben des Kindes und seiner Familie droht oder bereits besteht.  Für jeden einzelnen Patienten werden anhand der ärztlichen Diagnose und der ergotherapeutischen Anamnese (Befunderhebung) Wege der Intervention (Behandlung und Beratung, auch zur Prävention) verfolgt. 

Im Bereich der Pädiatrie ist der Einbezug der Angehörigen und Bezugspersonen in allen Fragen der Behandlung von höchster Bedeutung. Ziel ist immer die größtmögliche Förderung des Kindes, seiner altersgemäßen Entwicklung von Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit. 

Krankheitsbilder und Diagnosen

Häufig bestehen Störungen des Bewegungsablaufs in Folge von Hirnschädigungen, vielfach auch Entwicklungsstörungen motorischer Funktionen (Grobmotorik und Feinmotorik). Hierdurch ist oft die Koordination beeinträchtigt, sodass Tätigkeiten nur bedingt oder über­haupt nicht ausgeführt werden können. Sinnesbehinderungen und Beeinträchtigungen der kognitiven Entwicklung im Zusammenhang mit Wahrnehmungsstörungen, z. B. auditive Wahrnehmung (Hörfähigkeit) und visuelle Wahrnehmung (Sehfähigkeit), führen wiederum zu Störungen in der Sozialentwicklung und Kommunikationsfähigkeit. Das große Spektrum der Krankheitsbilder und Diagnosen in der Pädiatrie beinhaltet sowohl pränatale (vorgeburtliche) Syndrome (z. B. Trisomie 21) als auch psychische Erkrankungen (z. B. Essstörungen) und bietet viele Entwicklungschancen, die in der Ergotherapie genau erfasst und verfolgt werden. 

(Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V. Stand Mai 2015)

 

Des Weiteren behandeln wir im pädiatrischen Bereich Kinder und Jugendliche unter anderem mit folgenden Auffälligkeiten:

  • Kinder mit Aufmerksamkeit- und Konzentrationsstörungen, die sich z.B. in der Schule oder bei den Hausaufgaben häufig ablenken lassen und schnell zappelig sind, die nicht ruhig am Tisch sitzen können, die einen erhöhten Zeitbedarf bei der Bewältigung ihrer Hausaufgaben haben oder ihre Aufgaben nur wenig strukturieren
  • Kinder mit körperlichen und geistigen Behinderungen, die z.B. Teilbereiche ihres Alltags nicht selbständig bewältigen können und eventuell Hilfsmittel benötigen
  • Kinder mit psychischen Erkrankungen und Erkrankungen aus dem autistischen Formenkreis, die z.B. Schwierigkeiten mit sozialen Umgangsformen, wie Kontaktaufnahme haben und eher ablehnend gegenüber Veränderungen sind
  • Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsverzögerungen, die im Vergleich zu Gleichaltrigen z.B. Defizite im Bereich des Gleichgewichts (auf einem Bein stehen/ hüpfen, balancieren, Fahrrad fahren) oder Grob- und Feinmotorik (schneiden, malen, kleben, Knöpfe/ Reißverschlüsse öffnen bzw. schließen) haben
  • Kinder mit Lernschwierigkeiten
  • Kinder mit Koordinationsstörungen der Grob-, Fein- oder Graphomotorik, die z.B. Schwierigkeiten haben auf vorgegebenen Linien zu schreiben oder zu malen, die den Stift oder das Besteck nicht richtig greifen können, die Probleme beim selbständigen An- und Ausziehen haben

Ziele und Aufgaben

  • Identifizierung der Probleme des Kindes bei der Betätigung in Alltag, Kindergarten/Schule und Freizeit
  • Festlegung konkreter Behandlungsziele (je nach Alter) gemeinsam mit dem Kind und seiner Familie und anderen Bezugspersonen
  • Genaue Beobachtung und Förderung körperlicher und kognitiver (geistiger) Fähigkeiten des Kindes
  • Genaue Beobachtung der auf das Kind einwirkenden Umwelteinflüsse (Umweltfaktoren), einschließlich der Interaktionen zwischen Kind und Eltern
  • Unterstützung von Handlungen und Handlungsmöglichkeiten des Kindes (besonders unter Berücksichtigung von alterstypischen und individuellen Entwicklungsfortschritten)
  • Förderung von psychischer Stabilität und Selbstvertrauen (z. B. bei Essstörungen)
  • Förderung sozialer Kompetenzen (z. B. bei Autismus)
  • Unterstützung kognitiver Funktionen (z. B. Konzentration und Merkfähigkeit, Orientierung zu Person, Zeit und Raum, Wahrnehmungsselektion und -verarbeitung)
  • Unterstützung körperlicher Funktionen (Beweglichkeit und Geschicklichkeit (DVE,2015)

 

Die ergotherapeutische Behandlung vom Säuglings- bis zum Jugendalter erfolgt in Anlehnung an das Wunstorfer Konzept. In einer ausführlichen Befundaufnahme mit Ihnen und ihrem Kind werden die Ziele gemeinsam festgelegt. Zielsetzungen erfolgen stets alltagsnah und betätigungsorientiert, um eine größtmögliche Transparenz zu erreichen. Bei Bedarf und nach individueller Absprache wird das Umfeld des Kindes oder Jugendlichen (Kita, Schule etc.) gezielt miteinbezogen. 

 

Zusätzlich können folgende Behandlungsansätze-individuell auf die Fragestellung und die Zielstellung von Kind und Eltern ausgerichtet- angeboten werden:

 

  • Linkshänderberatung
  • Anwendung von unterschiedlichen standardisierten Testverfahren
  • Befunderhebung der feinmotorischen, grafomotorischen und schreibmotorischen Kompetenzen über Screenings wie Ravensburger Erhebungsbogen fein- und grafomotorischer Kompetenzen RAVEK und  Ravensburger Erhebungsbogen grafo- und schreibmotorischer Auffälligkeiten (Ravek-S)
  • Marburger Konzentrationstraining für Grundschulkinder und Schulkinder
  • Marburger Verhaltenstraining
  • Training der Grafomotorischen und Schreibmotorischen Kompetenz (Institut für Schreibmotorik, Trainingsprogramme nach Kisch/Pauli)
  • Beratung zu Hochsensibilität
  • Hilfsmittelberatung für Alltagshilfen
  • standardisierte Händigkeitsdiagnostik
  • Klientenzentrierte Befunderhebung durch klientenzentrierte Assessments (COPM-a kids, COPM)
  • Anlehnung an das Konzept der sensorischen Integrationstherapie nach AYRES

Die Therapien erfolgen zunächst als Einzelverordnung. Gruppentherapien erfolgen erst nach einer erfolgten Einzeltherapie je nach Indikation und nach individueller Absprache.